E-Commerce & COVID-19

Wie verändert die Corona-Virus-Krise den Online-Handel?

bild coronavirus online handel
Er ist in diesen Tagen in aller Munde: der Corona-Virus oder SARS-CoV-2, der zur Krankheit COVID-19 führt. Verschiedene Staaten weltweit setzen unterschiedliche Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie ein. Dazu gehören, wie z.B. in Italien, die zeitweilige Schließung von Schulen, Universitäten, Fitnesscentern, kulturellen Einrichtungen, Bars, Restaurants und Geschäften sowie die Absage von Veranstaltungen.
Klar ist somit, dass neben den Auswirkungen auf die Gesundheit der Einzelnen und auf das Gesundheitssystem im Gesamten, auch schwerwiegende Folgen für die Wirtschaft zu erwarten sind. Schon jetzt sind erste Veränderungen im Bereich des Handels und des E-Commerce zu erkennen.
 

Was wissen wir bisher?

Laut Forbes – einem der erfolgreichsten Wirtschaftsmagazine weltweit – gibt es schon Anzeichen für ein verändertes Verbraucherverhalten. Quarantänemaßnahmen (ob vom Staat beschlossen oder selbst auferlegt) und die allgemeine Stimmung könnten zu einem Wachstum des E-Commerce führen. Mehr Verbraucher vermeiden es nämlich, außer Haus und somit physisch ins Geschäft einkaufen zu gehen und wenden sich daher digitalen Lösungen zu.
Eine Umfrage von Coresight Research zeigte außerdem, dass 27,5% der US-amerikanischen Internetnutzer öffentliche Orte meiden und sogar  58% dies tun würden, wenn sich der Coronavirus weiter in den USA ausbreiten würde. In der Gruppe der über 60-jährigen gaben mehr als 8 von 10 (85,6%) der Befragten an, dass sie Geschäfte und Einkaufszentren wahrscheinlich meiden würden.

Diese Verhaltensänderung in Richtung Online-Shopping könnte auch längerfristig erhalten bleiben. Es ist bekannt, dass nicht nur technologischer Fortschritt, sondern auch ökologische, wirtschaftliche und soziale Faktoren, also Umstände und Ereignisse das Konsumentenverhalten beeinflussen. Die Zahlen zeigen beispielsweise, dass in den USA Umsätze im E-Commerce Bereich anlässlich der Feiertage steigen. Verbraucher, die während dieser Urlaubszeiten Onlinekäufe tätigen, behalten dieses Verhalten auch nach den Feiertagen eher bei.
 

Wer hat bis dato profitiert?

Den Daten der Nielsen Holdings nach, stiegen in Italien in der Woche zwischen dem 24. Februar und dem 1. März 2020 die Verkäufe im großflächigen Einzelhandel weiter an: +12,2% im Vergleich zur selben Woche im Jahr 2019 bei gleich vielen Geschäften.
Im E-Commerce Bereich lag der Trend bei den Online-Verkäufen der schnelldrehenden Produkte zwischen dem 24. Februar und dem 1. März bei +81,0%.

Die Nachfrage für Konsumgüter des täglichen Bedarfs wie Nahrungsmittel, Körperpflegeprodukte und Reinigungsmittel steigt, während der Verkauf von Luxusgütern, Tourismus, Gastronomie usw. einen starken Rückgang erfährt.

Manche gehen sogar so weit und sprechen von einer Coronavirus Economy. Unternehmen oder Anbieter, die Desinfektionsmittel oder Atemmasken zur Verfügung stellen, aber auch all jene die Produkte für „zu Hause“ herstellen – man denke an die Bereiche Lebensmittel, Körperhygiene, Unterhaltung (Streaming Dienste, Gaming Apps), Telekommunikation – werden von der aktuellen Situation profitieren.
Die Aktien von Netflix beispielsweise sind von Februar bis Anfang März um 6 Prozent gestiegen, mit einem Spitzenwert von +12,5 Prozent am 18. Februar.
Marktplätze wie Amazon und Ebay mussten eingreifen, da seit der Ausbreitung des Coronavirus Desinfektionsmittel und Mundschutzmasken im Internet um ein Vielfaches des ursprünglichen Preises angeboten werden. Amazon hat ungefähr eine Million Artikel entfernt, um gegen Wucher vorzugehen. Ebay betont im Verkäufer-Blog, dass das Profitieren von Epidemien oder Naturkatastrophen gegen die Richtlinien verstößt und kündigt verstärkt Kontrollen an.
 

Tipps für Online-Händler

Was können Online-Händler aber in Bezug auf diese Informationen tun und wie können sie sich am besten der Situation anpassen? Wir haben einige Tipps vorbereitet, die für E-Commerce-Betreiber (und nicht nur) nützlich sein könnten.

Produkte und Lieferungen
  • Das Sortiment anpassen: Identifizieren Sie jene Produkte, für die es größere Nachfrage geben könnte (aber auch die schwächeren) und suchen Sie nach Ausweichprodukten.
  • Erstellen Sie Prognosen darüber, welche Produkte beispielsweise durch Lieferengpässe von Produktionsstoffen oder –mitteln aus Risikogebieten beeinflusst werden könnten.
  • Lieferketten prüfen: Analysieren Sie Lieferkapazitäten und Verfügbarkeiten. Ermitteln Sie eventuelle Ersatzlieferanten und Ersatzprodukte.

Händler-Organisation
  • Identifizieren und sichern Sie die für den Geschäftsbetrieb notwendigen Arbeitsstellen (Stellvertreter bestimmen und/oder schulen). Händlern steht nämlich ein Personalausfall bevor, einige Angestellte könnten krank werden, andere könnten daheimbleiben, um kranke Familienmitglieder zu betreuen.
  • Bestimmen Sie Entscheidungsträger und Kommunikationskanäle für den Notfall.
  • Passen Sie Hygienepläne an, um einen sicheren Arbeitsplatz zu schaffen.
  • Bieten Sie wenn möglich Homeoffice an und reduzieren Sie so Ansteckungsgefahr und Mitarbeiterausfälle.
  • Besprechungen, Versammlungen und Events sollten vermieden werden. Halten Sie Webinare ab, nutzen Sie Kommunikations- und Online-Organisationstools.

Marketing:
  • Analysieren Sie regelmäßig die Daten zum Verbraucherverhalten. Stellen Sie sich jeden Tag diese Fragen: Kommt Ihre Message noch an? Gehen User noch auf Ihre Webseite? Konvertieren die Ads immer noch? Kaufen die Menschen? Welche Produkte sollen sinnvoll gepusht werden?
  • Seien Sie vorsichtig Produkte zu bewerben, bei denen es Lieferengpässe geben könnte.
  • Heben Sie Ersatzprodukte im eigenen Shop hervor, profitieren Sie aber auf keinen Fall von der Notsituation indem Sie z.B. die Preise wucherartig hochtreiben.
  • Informieren Sie sich regelmäßig darüber, was das Verbraucherverhalten beeinflussen könnte.

Quellen

t3n.de, “Coronavirus: Die wichtigsten Handlungsempfehlungen für Onlinehändler“ (Stand: 11.03.2020)
nielsen.com, “Coronavirus: continuano a crescere gli acquisti nella GDO”  (Stand: 11.03.2020)
emarketer.com, “COVID-19 Concerns May Boost Ecommerce as Consumers Avoid Stores” (Stand: 11.03.2020)
emarketer.com, “How Will the Coronavirus Change Consumer Behavior?” (Stand: 11.03.2020)
e-recht24.de, „Corona-Geschäft: eBay und Amazon gehen gegen Wucher-Angebote vor“ (Stand: 11.03.2020)
linkiesta.it, “Prepariamoci, sta per nascere una nuova coronavirus economy” (Stand: 11.03.2020)
anxios.com, “The emerging coronavirus economy” (Stand: 11.03.2020)
epicentro.iss.it, ”Coronavirus e nuovo coronavirus SARS-CoV-2 – FAQ” (Stand: 11.03.2020)
forbes.com, “Coronavirus Fears May Drive U.S. E-Commerce Sales Beyond 2020 Projections” (Stand: 11.03.2020)
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